Der Traum von jedem angehenden Trader ist es eines Tages von den Tradinggewinnen leben zu können. Ist die Hürde der Profitabilität erst geschafft, kann es gar nicht schnell genug gehen mit der Selbstständigkeit als Trader. Doch gilt es neben dem ausreichenden Handelskapital noch andere wichtige Dinge zu beachten. In diesem Artikel möchten wir einen Überblick geben, damit es mit dem Tradertraum auch wirklich klappt.
Bevor wir tiefer in das Thema dieses Artikels einsteigen, möchten wir zu Beginn, den bedeutungsvollen Hinweis geben, dass die Entscheidung zur Selbstständigkeit als Trader nicht überstürzt werden sollte. Stabile Ergebnisse sind das A und O und bedürfen dazu im Idealfall einer mehrjährigen Tradinghistorie. Daher gehe es langsam an und nimm dir ausreichend Zeit. Aufgrund von Home-Office sind die Zeiten, um das Trading zu lernen günstig. Was du dabei beachten musst, das erfährst du in unserem Artikel – “Home Office: Der Einstiegsort für die Börse?“
1. Handelskapital
Zuerst beleuchten wir das Wichtigste, das es für die Tätigkeit als Vollzeittrader benötigt. Das Handelskapital. Ohne ausreichend Kapital für das Trading und den Lebensunterhalt in der Anfangsphase, wird es schwer. Sehr schwer!
Wie hoch das eigene Tradingkapital sein sollte, das hängt von jedem Trader selbst ab und ist daher sehr individuell.
Die Höhe des Tradingkapitals richtet sich nach der durchschnittlichen Jahresperformance. Liegt diese bei nur 20 % pro Jahr, dann ist natürlich wesentlich mehr Tradingkapital nötig, als wenn im Durchschnitt 100 % pro Jahr ertradet werden.
Ob CDF´s, Futures, Optionen oder sogar Aktien als Direktinvestment getradet werden, das ist im Grunde egal. Mit Hebelprodukten ist die mögliche Performance größer als bei ungehebelten Direktinvestments in Aktien. Die jährliche Performance ist hier die wichtigste Kennzahl, die auch Produktübergreifend hervorragend funktioniert.
2. Der Lebensunterhalt
Wer zuvor als Angestellter gearbeitet hat, wird auf viele neue Dinge stoßen, die zusätzlich an Kosten zu berücksichtigen sind, die natürlich durch das Trading verdient werden müssen. Über die wichtigsten Positionen werden wir nun im Folgenden beschreiben.
Lebenshaltungskosten
Die normalen Lebenshaltungskosten sind noch leicht zu ermitteln, da diese unabhängig von einer Selbstständigkeit anfallen und jedem bekannt sind bzw. sein sollten. Was viele jedoch in ihrer Haushaltsplanung oft vergessen, meist sogar Nichtselbstständige, das sind Kosten für Reparatur und Instandhaltung.
Die Reparatur oder sogar der Ersatz aller Geräte und Möbel (Waschmaschine, Geschirrspüler, TV, etc.) und Renovierungen sollten als Kosten geplant werden. Eine monatliche Rücklage von 5 % des errechneten Gesamtbetrages sollte mindestens angesetzt werden. Wird das Geld nicht benötigt, dann freut man sich über eine hübsche Summe für z.B. langfristige Investitionen oder für andere schöne Dinge.
Du wirst erstaunt sein wie hoch diese versteckten Kosten sein können, aber deren Berücksichtigung ist zwingend erforderlich, um Überraschungen vorzubeugen.
Krankenversicherung
Kommen wir nun zu den Kosten, um die sich jeder Selbstständige selbst kümmern muss. Der erste Posten ist die Krankenversicherung. Hier steht zunächst einmal die Überlegung an, ob es gleich am Anfang die PKV (private Krankenversicherung) sein soll, oder ob es nicht vielleicht sinnvoll ist zu Beginn in der GKV (gesetzliche Krankenversicherung) zu bleiben.
Der Nachteil der GKV liegt darin, dass diese kostenintensiv sein kann, wenn bereits große Einkünfte aus Kapitalvermögen erzielt werden. Allerdings gibt es hier eine Höchstgrenze. Diese liegt aktuell (2021) bei 824,79 € ohne Anspruch auf Krankengeld und werden ab einem Monatseinkommen von 4837,50 € fällig. Hinzu kommen noch die Zusatzbeiträge der Krankenkassen, die individuell sind. Ein Vergleich ist in jedem Fall ratsam.
Quelle: https://www.krankenkassen.de/gesetzliche-krankenkassen/krankenkasse-beitrag/selbststaendige/
Bei der PKV können die Kosten deutlich darunter liegen, eine gute Gesundheit vorausgesetzt. Die PKV achten nämlich sehr genau darauf. Wer bereits Vorerkrankungen und ein gewisses Alter hat, wird auch hier deutlich mehr zahlen als eine gesunde und junge Person. Auch hier lohnt sich der Vergleich.
Wenn du dich in die Selbstständigkeit als Trader wagst, dann solltest du mindestens so viel Kapital auf der hohen Kante haben, dass du davon mindestens ein ganzes Jahr deinen Lebensunterhalt bestreiten. Je mehr, desto besser natürlich. Denn nichts wirkt sich stärker negativ auf das eigene Trading aus, als der Druck regelmäßig Gewinne zu produzieren.
3. Altersvorsorge
Eine weitere wichtige Größe ist die Altersvorsorge. Diese sollte ebenfalls mit einberechnet werden und sollte je nach Alter auch einen angemessenen Umfang haben. Als Selbstständiger hat man die Wahl, ob weiterhin in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt werden soll.
Als Trader haben wir schon eine gewisse Affinität zur Anlage. Daher liegt es auch nahe, anstatt in die gesetzliche Rentenversicherung doch eher langfristig z.B. in Aktien zu investieren. Ein solides Dividendendepot ist in der Regel schwankungsarm und bietet bei cleverer Allokation einen monatlichen Cashflow.
Und auch während der Ansparphase bietet ein regelmäßiger Cashflow etwas Sicherheit, sollte man aus diversen Gründen mal nicht aktiv traden können.
4. Einkommenssteuer
Die Einkommenssteuer ist ein sehr empfindliches Thema in der Tradingwelt, da durch eine neue Gesetzgebung in Deutschland die anrechenbaren Verluste auf aktuell 20.000,-€ begrenzt sind. Besonders dieser Aspekt ist in die Planung mit einzubeziehen.
Hier musst du genau prüfen, ob du mit dieser Vorgabe zurechtkommst. Alternativ ist eventuell zu überlegen das Trading innerhalb einer eigenen Kapitalgesellschaft zu betreiben. Dort gilt das Körperschaftsteuergesetz.
Als Privatperson gilt aktuell auf Einkünfte aus Kapital die Abgeltungssteuer von 25 % zuzüglich Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer. Inklusive Solidaritätszuschlag beträgt die Steuer 26,375 %.
5. Kontoaufbau
Der letzte wichtige Punkt ist der Kontoaufbau. Einen Status quo zu bewahren ist nicht erstrebenswert und wir Menschen sind auch nicht dafür gemacht. Schließlich hat der Drang zur Verbesserung der eigenen Situation erst zur unglaublichen technischen Entwicklung des Menschen geführt.
Das Handelskapital ist die Basis und der Treibstoff eines Traders, so wie die Maschinen eines Produktionsunternehmens die Grundlage darstellen. Größere und effizientere Maschinen erhöhen die Produktivität. Ein größeres Handelskonto führt zu höheren nominalen Gewinnen bei gleichbleibender prozentualer Performance.
Daher ist es wichtig eine feste Zielgröße für den Kontoaufbau mit einzuplanen. Dieser sollte mindestens 10-15 % pro Jahr betragen, um den Effekt auch schnell spürbar zu machen.
Fazit: Vom Trading leben
Als Vollzeittrader ist man voll und ganz für sein Handeln verantwortlich und muss sehr viele Dinge beachten. Wer den Schritt in die Selbstständigkeit geht, muss vor allem auf die finanzielle Sicherheit achten.
Da die persönliche Situation sehr individuell ist, ergibt es keinen Sinn hier konkrete Zahlen zu nennen. Wer gerade die ersten Berufsjahre hinter sich hat und alleinstehend ist, kann ganz anders planen als jemand mit einer eigenen Familie, Haus und diversen anderen Verpflichtungen. Der Begriff Sicherheit hat hier schon eine ganz andere Bedeutung.
Du siehst, dass schon eine ganze Menge zu beachten ist, wenn man mit dem Gedanken spielt vom Trading leben zu wollen. Wer es geschafft hat, wird oft beneidet, denn der Beruf Trader bietet sehr viele Vorzüge, die es sonst nirgendwo anders gibt.
David Warney ist neben der Tätigkeit als Geschäftsführer auch leidenschaftlicher Trader, Algo-Trader und Investor. Bereits im jungen Alter von 15 Jahren begann er seine Ausbildung in einer Berliner Vermögensverwaltung. Bereits seit 17 Jahren lebt er vom Trading und hat die Liebe zur Börse noch immer nicht verloren.