Indikatoren gehören zum Trading dazu wie Gewinne, Verluste, Broker und Charts. Relativ schnell kommen neue Trader in Kontakt mit ihnen. Fast jede Trading-Software beinhaltet die Standard-Indikatoren wie SMA, EMA, MACD, RSI, DMI usw. kostenlos. Viele bieten aber auch Indikatoren fernab vom Standard an wie z.B. den SuperTrend. Ein Trading ohne Indikatoren kann sich kaum jemand vorstellen. Schon gar nicht ein Chart ohne die bunten Indikatoren.
An dieser Stelle sollten wir uns fragen: Wieso nutzen fast alle Indikatoren? Wie sinnvoll sind Indikatoren? Besteht hier vielleicht sogar ein Zusammenhang dazu, dass ca. 95 % auch langfristig nicht profitabel sind?
Einleitung
Indikatoren wirken fast schon magisch auf uns Trader. Je kreativer, bunter und mehr Platz sie im Chart einnehmen, desto interessanter wirken sie für uns. Sie sorgen für etwas mehr Bewegung in unseren Charts und der Bildschirm sieht gleich nach viel mehr Arbeit aus, wenn Freunde oder Familie einen Blick darauf werfen. Sie können Fluch und Segen zugleich sein. Falsch angewendet sorgen sie dafür, dass wir unser Trading-Konto relativ schnell in Richtung Margin-Call bewegen. Wenn wir aber genau wissen, wie wir mit Indikatoren umgehen müssen, dann sind sie in unserem Trading-Alltag eine große Erleichterung. Wir können sie als kleine Helfer im Alltag betrachten, die uns regelmäßig Bericht erstatten.
Was sind eigentlich Indikatoren?
Bei der Frage, was ein Indikator eigentlich ist, geraten viele ins Stocken. Es ist immer sehr gefährlich mit Werkzeugen zu arbeiten, die man nicht genau kennt oder Produkte zu handeln, die man nicht genau verstanden hat. Gerade bei einiges Futures gibt es intraday Handelspausen oder sogar Volaunterbrechungen. Ein Trader der dies nicht weiß und dennoch den Future handelt, der wird wahrscheinlich Geld verlieren, weil er nicht darauf vorbereitet war. Er sichert seine Position mit einem Stop Loss ab und wird dann durch die Intraday-Gap viel schlechter aufgeführt.
Das gleiche auch für die Indikatoren. Hier ist die Grundlage das Verständnis, was überhaupt ein Indikator ist.
Kurz aber genau gesagt: Ein Indikator fasst die Kurse aus der Vergangenheit zusammen. Und dabei liegt die Betonung auf „Vergangenheit“. Indikatoren können nicht in die Zukunft blicken. Kein Indikator (auch nicht der Ichimoku-Indikator) kann in die Zukunft blicken. Essenziell ist auch die Information, dass jeder Indikator auf die gleichen Werte schaut:
- Open-Price
- Close-Price
- Low-Price
- High-Price
- Volumen
In den Seminaren und Coaching-Stunden, die ich gegeben haben, habe ich immer wieder mitbekommen, dass Trader die Indikatoren viel zu hoch bewerten. Einige haben zum Teil wirklich angenommen, dass es welche gibt, die in die Zukunft blicken können.
Wir müssen uns einen Indikator wie folgt vorstellen:
Ein Indikator ist eine große dunkle Box. Oben schieben wir die Daten aus der Vergangenheit rein. In der Box werden die Daten verarbeitet (z.B. x 10 genommen und durch den High-Preis geteilt). Der Algorithmus (in diesem Beispiel die Verarbeitung in der Box) ist von Indikator zu Indikator unterschiedlich. Ein Indikator ändert aber nie seinen eigenen Algorithmus.
Am Ende kommt dann aus der Box ein Wert heraus, mit dem wir arbeiten können.
Viele Trader sehen hier leider ein direktes Trading-Signal für die Zukunft.
Nüchtern betrachtet machen Indikatoren nichts anderes, als die Kurse aus der Vergangenheit zu verarbeiten und daraus einen neuen Wert zu generieren. Egal, welchen Indikatoren wir verwenden, sie haben alle die gleichen Grundinformationen (Open, High, Low, Close und Volume) und sie tun nichts anderes, als die Vergangenheit nach einem Algorithmus zusammenzufassen.
Indikatoren falsch anwenden
Halten wir an dieser Stelle noch mal kurz fest: Indikatoren können nicht in die Zukunft blicken. Sie fassen lediglich die Vergangenheit zusammen und haben den Sinn, dass wir mit nur einem Blick die aktuelle Lage bewerten können (Kurs seit über dem 200er SMA = langer und starker Aufwärtstrend).
Aus den eben genannten Gründen dürfen wir die Indikatoren nicht als direkten Signalgeber verwenden. Etwa direkt eine Long-Position aufbauen, weil der Kurs über dem 20er SMA ist oder eine Short-Position aufbauen, wenn der Stochastik einen überkauften Markt anzeigt.
Es mag sein, dass solche Strategien in der Anfangszeit funktioniert haben. Heute ist der Markt viel zu effizient um mit solch einfachen Mittel an der Börse Geld verdienen zu können.
Indikatoren richtig anwenden
Beim Trading gibt es wie so oft im Leben kein „Richtig“ und kein „Falsch“. Am Ende muss jeder für sich die beste Lösung finden und damit glücklich werden. In diesem Fall profitabel werden.
Daher kann ich an dieser Stelle nur zeigen, wie für mich der perfekte Weg aussieht, um mit Indikatoren zu arbeiten.
Ich verwende zwei Indikatoren:
- SMA (Moving Average Simple)
- 20er
- 50er
- 200er
- ATR (Average True Range)
Keine der Indikatoren verwende ich, um Handelssignale zu generieren. Ich verwende sie lediglich, um sofort Markteigenschaften zu erkennen ohne erstmal einen Taschenrechner verwenden zu müssen.
ATR
Bevor ich Trades eingehe, suche ich für die Position einen passenden Stop Loss die zur Trading-Idee passt. Zum Beispiel finde ich im EURUSD eine Möglichkeit eine Long-Position aufzubauen, weil ich der Meinung bin, dass der Markt steigen wird. Als Stop Loss entscheide ich mich für das Tief der letzten 3 Stunden. In diesem Beispiel wäre der SL dann 14 Pips. Dann blicke ich auf den ATR und sehe einen Wert von 45. Das bedeutet, die durchschnittliche Schwankung in der letzten Zeit pro Candle lag beim EURUSD bei 45 Pips. Wenn ich dann einen SL von 14 Pips verwende, dann ist die Chance sehr hoch, dass mein SL erreicht wird, obwohl am Markt nichts passiert ist. Er hat sich lediglich “normal” bewegt. Ich achte daher immer darauf, dass mein SL größer ist als der ATR um nicht von normalen Marktschwankungen ausgestoppt zu werden. Ist die ATR zu hoch für mein Money Management, dann lasse ich den Trade aus und verzichte.
Hätte ich den ATR-Indikator nicht, dann müsste ich mit einem Taschenrechner jede einzelne Candle durchrechnen. Somit habe ich hier eine enorm große Zeitersparnis.
SMA
Den einfachen Durchschnitt verwende ich ebenso nicht, um direkt danach zu traden. Hier möchte ich auf einem Blick sehen:
- Wie ist die Makro-Lage (Long oder Short)?
- Wie lange ist der Trend gelaufen? (Zeitabstand von jetzt zum SMA-Cross)
- Wie stark ist der Trend aktuell? (Abstand zwischen SMA und Kurs)
So kann ich schnell die einzelnen Märkte durchklicken und sehe immer sofort die oben genannten Informationen innerhalb von Sekunden.

Hätte ich an dieser Stelle den SMA nicht, dann würde ich es auch so erkennen. Jedoch bräuchte ich dann viel mehr Zeit und gerade für Neulinge in dem Bereich ist es sehr schwer. Sie haben das “geübte Chartauge” noch nicht.
Die richtigen Indikatoren verwenden
Eine klassische Frage, die ich fast bei jedem Webinar oder Seminar höre: „Welche Indikatoren verwenden Sie?“
Durch die Frage merken wir schon deutlich, wie hoch viele Trader die Indikatoren gewichten. Viel wichtiger ist es, dass wir die Indikatoren richtig anwenden und verstehen.
Nur weil ich den SMA und den ATR verwendet bedeutet es nicht, dass es die einzigen sinnvollen Indikatoren sind. Es ist z.B. auch eine vielversprechende Möglichkeit den Parabolic SAR-Indikator zu verwenden, um seine Entry-Orders immer mit einem gewissen Abstand zum aktuellen Kurs zu platzieren.
Es existieren auch zahlreiche Indikatoren, die relativ jung sind und kreative Namen tragen wie z.B. „Monster Oscillator“, „Spider Trend“ oder Ähnliches. Hier muss uns auch bewusst sein, dass die Indikatoren regelmäßig auf die berühmten Standard-Indikatoren basieren. Der „Spider Trend“ wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Durchschnitt (SMA) basieren.
Fazit
Die Kernaussage, die ich bei dem Thema immer gerne mitgebe:
Indikatoren machen nichts anderes, als die Vergangenheit zusammenzufassen. Sie haben keinen Blick in die Zukunft und sie sollten auch nicht einzeln als Signalgeber genutzt werden.
So schön manche Indikatoren auch aussehen und so interessant sie auch wirken, Sie sollten sparsam mit ihnen umgehen. Passen Sie darauf auf, dass Sie den Markt in seiner Bewegung vor lauter Indikatoren noch sehen können und legen Sie Ihr Augenmerk lieber auf die Candles direkt als auf die Indikatoren. Viele Indikatoren sehen oft nur aus einem Grund sehr profitabel aus: Sie zeichnen sich nachträglich neu. Erst steht ein Signal auf „Short“ und plötzlich ändert es sich auf „Buy“. Beim nachträglichen Blick auf den Indikator aus der Vergangenheit sehen wir immer nur das jeweilige letzte Signal pro Candle. Wir sehen aber nicht die „Zwischensignale“.
Wenn Sie einen Indikator nutzen möchten, dann sollten Sie sich sehr genau mit dem jeweiligen Indikator auseinandersetzen. Hier finden Sie z.B. die genaue Beschreibung und Anleitung zum DMI-Indikator.
David Warney ist neben der Tätigkeit als Geschäftsführer auch leidenschaftlicher Trader, Algo-Trader und Investor. Bereits im jungen Alter von 15 Jahren begann er seine Ausbildung in einer Berliner Vermögensverwaltung. Bereits seit 17 Jahren lebt er vom Trading und hat die Liebe zur Börse noch immer nicht verloren.