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Die Nutzung von Pivot Points im Trading
Um erfolgreich zu traden, kommt es auf gewisse Indikatoren im Börsenhandel an. Die Pivot Points sind an dieser Stelle die am häufigsten genutzten Indikatoren, wenn es um die Einschätzung der Märkte und um die damit verbundene Ableitung konkreter Handlungen geht. Doch, wie genau funktioniert, das Trading mit den Pivot Punkten und wie wobei sind sie Ihnen konkret behilflich?
Was genau sind Pivot Points überhaupt?
Die Pivot Points basieren grundsätzlich auf den Unterstützungs- und Widerstandszonen. Diese ermöglichen eine deutlich genauere Einschätzung der Bereiche SELL und BUY. Sobald sich der Markt einer der beiden Zonen annähert, erwarten Händler eine Bewegung im Preis. Wie genau sich der Trend an einem dieser Unterstützungs- oder Widerstandspunkte verhält, lässt sich nicht exakt vorhersagen. Klar ist jedoch, dass es beim Erreichen dieser Zonen zu einer Bewegung kommt.
Um den eigenen Erfolg im Trading zu verbessern, sollten die Zonen möglichst genau lokalisiert werden. Hier kommen die Pivot Points ins Spiel, um auf Basis gewisser Kennzahlen zu den aktuellen Kursen die entsprechenden Zonen abzuschätzen. Aspekte wie der Hoch-Kurs (High), der Tief-Kurs (Low) und der Schluss-Kirs (Close) tragen zur Identifikation der Unterstützungs- und Widerstandszone bei. Einfach ausgedrückt führen die Pivot Punkte so zur klaren Abschätzung der Wahrscheinlichkeit.
So funktioniert die Berechnung der Punkte
Um die Pivot Punkte zu berechnen, gibt es mehrere Herangehensweisen. Vor allem die Kategorien Standard und Fibonacci sind hierbei von Bedeutung, auf deren Unterscheidung wir später noch einmal eingehen. Auf Basis tagesaktueller Daten lassen sich die für das Trading so wichtigen Punkte täglich wieder berechnen. So fällt es Ihnen deutlich leichter, Verkaufsschwellen zu erkennen und Ausbrüche des aktuellen Kurses klarer vorherzusagen. Durch den Fokus und die Abschätzung von Unterstützungen und Widerständen wird schnell deutlich, wie sich die Trends entwickeln werden.
Die bekanntesten fünf Arten der Pivot Punkte
Wie bereits erwähnt, gibt es mehrere Arten der Pivot Punkte. Konkret sind es fünf Methoden, auf deren Grundlage sich die Berechnung unterscheidet. Während sich auch mit bloßem Auge bereits häufig Unterstützungen und Widerstände aus dem Chart ergeben, ist dies bei kleineren Signalen nicht immer der Fall. Genau hier kommen die fünf unterschiedlichen Berechnungsmethoden ins Spiel. High kürzen wir hierzu nachfolgend mit H ab, Low mit L und Close mit dem Buchstaben C.

Standard
Die Standard Pivot Points basieren auf der Gleichung “Pivot = (H + L + C) / 3“. Konkret bedeutet dies, dass der Durchschnitt aus High, Low und Close gebildet wird. Von P, also vom Pivot, lassen sich anschließend die Unterstützungs- und Widerstandszonen ableiten. Hierbei muss zunächst die Differenz von Hoch und Tief berechnet werden, um daraus die vorhandenen Level errechnen zu können. S steht in diesem Fall für die Supportebenen, R für die jeweiligen Widerstandsebenen.
S1 = 2 x P – H
S2 = P – D
S3 = L – (2 x (H – P))
R1 = 2 x P – L
R2 = P + D
R3 = 2 x (P – L) + H
Sollten Sie mit dem gängigen MetaTrader 4 oder 5 arbeiten, müssen Sie die Berechnungen nicht selbst durchführen. Über den Pivot Point Indikator lassen sich die entsprechenden Verläufe im Chart visuell darstellen, um die berechneten Punkte klarer zu erkennen. Während die Standard Pivot Points auf einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Unterstützung und Widerstand ausgehen, ist dies bei den anderen Arten nicht der Fall. So ergeben sich neue Berechnungen.
Fibonacci
Auch beim Fibonacci Pivot Point wird der gleiche Ausgangspunkt herangezogen. Die ersten Berechnungen zur Bestimmung der Grundwerte unterscheiden sich somit nicht. Erst durch die unterschiedliche Gewichtung der Support- und Widerstandslevel ergeben sich neue Formeln. Kombiniert mit dem Wert P nach der obenstehenden Formel ergeben sich folgende Gleichungen:
S1 = P – 0,382 x D
S2 = P – 0,618 x D
S3 = P – D
R1 = P + 0,382 x D
R2 = P + 0,618 x D
R3 = P + D
Camarilla
Mit den Camarilla Pivot Points wurde der Fokus mehr auf das Closing gelegt. Anders als bei den bisherigen Berechnungen entstehen bei dieser Form vier Widerstände und vier Unterstützungen. Konkret orientiert sich dieser Ansatz daran, dass jeder Preis nach seiner natürlichen Tendenz noch einmal zurückläuft. Erst bei S4 oder R4 sollten Sie nicht länger auf einen Trade warten:
S1 = C – ((H – L) x 1,0833)
S2 = C – ((H – L) x 1,1666)
S3 = C – ((H – L) x 1,2500)
S4 = C – ((H – L) x 1,5000)
R1 = C + ((H – L) x 1,0833)
R2 = C + ((H – L) x 1,1666)
R3 = C + ((H – L) x 1,2500)
R4 = C + ((H – L) x 1,5000)
Woodie
Bei den Woodie Pivot Points liegt der Fokus ebenfalls auf dem Closing. Anders als bei den Camarilla Pivot Punkte wird der Pivot hierbei jedoch anders berechnet. So wird C gleich doppelt in die Gleichung einbezogen, woraus sich ergibt: “P = (H + L + 2C) / 4“. Für die Berechnung der Unterstützungen und Widerstände ergeben sich aus dieser Rechnung jeweils zwei Optionen.
S1 = (2 x P) – H
S2 = P – H + L
R1 = (2 x P) – L
R2 = P + H – L
DeMark
Deutlich komplizierter als die bisherigen Ansätze sind die DeMark Pivot Points. Während in diesem Fall vor der Berechnung der Unterstützungs- und Widerstandszonen eigene Rechnungen durchzuführen sind, entsteht auch jeweils nur ein finaler Wert. Wichtig für die Berechnung der DeMark Pivot Points wird an dieser Stelle das Verhältnis zwischen den Aspekten Close und Open.
Bei Close < Open gilt: X = (H + (L x 2) + C)
Bei Close > Open gilt: X = ((H x 2) + L + C)
Bei Close = Open gilt: X = (H + L + (C x 2))
Auch der Pivot berechnet sich auf dieser Grundlage anders. So wird der Wert X zur zentralen Grundlage der Berechnung, wobei die folgende Formel gilt: “P = X / 4“. Daraus ergeben sich für die Widerstandszone und die Unterstützungszone die folgenden beiden Gleichungen:
S1 = X / 2 – H
R1 = X / 2 – L
Die richtige Anwendung der Pivot Punkte
Auch wenn die Pivot Points allein noch nicht ausreichend sind, um erfolgreich zu traden, werden sie als Impuls für die Marktentwicklung sehr hilfreich. Sollten die aktuellen Marktpreise beispielsweise über dem errechneten Pivot Punkt liegen, kann BUY eine Empfehlung sein. Andersherum ist das Anzeichen SELL abzuleiten, wenn der Markt sich derzeit unter den berechneten Punkten einpendelt.
Die einzelnen Bereiche S1 bis S4 und R1 bis R4 sind an dieser Stelle immer die jeweiligen Preislevels. Mit den Widerständen lassen sich daher sowohl kurzfristige Änderungen als auch länger anhaltende Trends erkennen. Sobald ein solcher Widerstand jedoch überschritten wird, handelt es sich in diesem Fall wieder um eine Unterstützungszone. Auch hierbei sind kurzfristige Erhöhungen und mögliche Trendwenden denkbar, mit denen sich neue Trading-Phasen einleiten lassen. Analysieren Sie die Pivot Points daher möglichst nach mehreren Berechnungsverfahren, um erfolgreicher zu handeln.
So haben Sie die Möglichkeit, die Pivot Punkte als Grundlage für eine neue Strategie im Trading zu nutzen. Hierbei empfiehlt sich zum Beispiel eine Long Position, wenn die Zeichen in Richtung BUY stehen. Eine Short Position ist hingegen dann empfehlenswert, wenn der Markt nach aktuellem Stand auf SELL basiert. Sobald der Markt eine der entsprechenden Zonen erreicht, lassen sich die neuen Positionen dann wieder schließen. Dies hilft Ihnen bei der Deutung neuer Entwicklungen.
Praktische Szenarien für den Einstieg
Um Ihnen zu zeigen, wie Sie profitabel mit Pivot Punkten traden können, haben wir ein Beispiel für Sie erstellt. Gehen wir hierzu davon aus, dass sich der Preis am heutigen Tag in einem fallenden Trend befindet. Innerhalb der Kurve prallt der Preis beim Retracement vom S2 Level ab, was einen Long-Trade ermöglicht. Durch die Beendigung des Abwärtstrends hat sich der Markt in diesem Fall stabilisieren können, wobei S1 mittlerweile als zusätzliche Unterstützung des neuen Trends wirkt. Auf Basis dieses Beispiels ergibt sich die Frage, an welchem Punkt Sie aus dem Trade aussteigen sollten.
Während der Exit an der Stelle S1 in vielen Fällen ohne große Risiken möglich ist, lässt sich alternativ auch nach dem Stop Loss Verfahren traden. Wichtig ist, dass Sie im Falle einer neuen Stabilisierung nicht länger abwarten, sondern den Handel beenden. Sobald sich ein Trade in eine gewisse Richtung entwickelt, bildet sich parallel dazu meist bereits der erste Widerstand. Umso stärker der Preis im Markt daher wieder konsolidiert ist, desto weniger hat sich der Trade nach Abschluss für Sie gelohnt.
Sollten Sie mehr Geduld für Ihre Trades mitbringen, können Sie auch über längere Zeiträume mit Ihren Pivot Punkten traden. Dies hat den Vorteil, dass sich zunächst ein eindeutigerer Durchschnitt über den Zeitraum von 50, 100 oder sogar noch mehr Perioden entwickeln kann. Meist lassen sich die gleitenden Durchschnitte ideal als Unterstützungs- oder Widerstandsebene nutzen, um die Option einer möglichen Trendwende zu analysieren. So kommt es beim Trading mit den Pivot Punkten immer auf die eigene Erwartungshaltung an, um Trends besser abschätzen zu können.
Ideal zur Verknüpfung mit dem MetaTrader
Um die vielen Berechnungen nicht eigenständig durchführen zu müssen, eignet sich der Pivot Point Indikator direkt im MetaTrader. Falls Sie mit MQL programmieren können, lassen sich jederzeit neue Algorithmen und Indikatoren ausarbeiten. Sollte die Programmierung nicht zu Ihren Stärken gehören, lassen sich allerdings auch zahlreiche Indikatoren, die bereits im fertigen Zustand nutzbar sind, kostenlos herunterladen. So lassen Sie sich die wichtigsten Daten direkt im Chart einblenden.
Dank der guten und vor allem übersichtlichen Visualisierung wird das Trading mit Pivot Points sicher nicht zur Herausforderung. Je nach ausgewählter Strategie und Grundlage für die Berechnung haben Sie es leicht, sich die gewünschten Unterstützungs- und Widerstandspunkte übersichtlich und vor allem tagesaktuell anzeigen zu lassen. So können Sie auch die praktischen Verschiebungen deuten.
Die Uhrzeit als wichtige Handelsgrundlage
Um Pivot Points über mehrere Tage miteinander vergleichen zu können, sollten sie zur gleichen Zeit gemessen werden. Dies liegt daran, dass jeder Markt andere Schlusskurse hat, die sich auch auf die damit verbundene Berechnung auswirken. Ein gutes Beispiel für dieses Problem ist der Forex Markt. Da dieser 24 Stunden am Tag geöffnet ist, lassen sich richtige Schlusskurse nie wirklich berechnen.
Daher verwenden Trader durch ihren Fokus auf verschiedene Märkte auch unterschiedliche Zeiten. Die folgenden Zeitpunkte sollten Sie daher kennen, um eigene Pivot Punkte im Markt zu berechnen:
- Aktienhändler: Kurs zum Ende des Geschäftstages – etwa 16.00 Uhr EST.
- Forex Händler: New York Bankenschluss – etwa 16.00 Uhr EST.
- Futures Händler: für Kontrakte im S&P, NASDAQ, Russell und E-Mini – 15.15 Uhr CT.
Doch nicht nur für einzelne Tage, sondern auch über längere Zeiträume werden die Pivot Punkte zu einer guten Grundlage. So werden für die wöchentlichen Berechnungen meist die Eröffnungskurse der Trading-Session und der Schlusskurs verwendet. Dies führt zu den Werten vom Freitag und vom Sonntag in der Nacht, mit denen die Entwicklungspunkte berechnet werden. Bei monatlichen Pivot Points ist es hingegen der letzte Tag im Monat, dessen Eröffnungs- oder Schlusskurs genutzt wird.
Lohnt sich das Trading mit den Pivot Points?
Während sich die aktuellen Preise in den meisten Fällen zwischen S1 und R1 bewegen, wird die mögliche Berechnung von Abweichungen für Sie zu einer guten Hilfe. So wird schnell deutlich, in welche Richtung sich der Markt entwickelt und auf welche Trends Sie setzen sollten. In Verbindung mit der einfachen Berechnung fällt es somit leicht, mögliche Bewegungen zu erkennen und die Pivot Punkte als zentralen Indikator zu verstehen. Auch im Daytrading lässt sich dieser Ansatz somit erfolgreich nutzen, um mehr über die Zukunft der Entwicklung Ihrer Trading-Märkte zu erfahren.
David Warney ist neben der Tätigkeit als Geschäftsführer auch leidenschaftlicher Trader, Algo-Trader und Investor. Bereits im jungen Alter von 15 Jahren begann er seine Ausbildung in einer Berliner Vermögensverwaltung. Bereits seit 17 Jahren lebt er vom Trading und hat die Liebe zur Börse noch immer nicht verloren.