Mit dem sogenannten Grid-Trading lassen sich viele Situationen im Trading elegant und profitabel umsetzen. In diesem Artikel erfährst du alles, was du für den Einstieg in das Grid-Trading wissen musst, welche Vor- und Nachteile das Grid-Trading mit sich bringt und wir stellen dir am Ende dieses Artikels eine sehr einfache Handelsstrategie vor, die mittels Grid-Trading umgesetzt werden kann.
Was ist Grid-Trading? Die Definition von Grid-Trading
Unter Grid-Trading (nicht mit GAP-Trading zu verwechseln) versteht man das Umsetzen von Trades mittels eines sogenannten Positionsgrids. Dabei werden an einer Tradingmarke anstatt nur einer einzigen Position, mehrere einzelne Positionen gestaffelt im Markt platziert.
Da sich genaue Kursmarken, an denen der Kurs Reaktionen zeigen könnte, nur schwer ermitteln lassen, weil die Märkte oftmals eben nicht so exakt laufen, lassen sich mittels Grid-Trading Trades umsetzen, die man andernfalls eventuell verpasst hätte.
Eine gängige Methode beim Grid-Trading ist es, eine einzelne Gesamtposition auf mehrere Einzelpositionen aufzuteilen.
Bei dem Kauf einer Aktie und einem Budget von 5.000€ werden dann diese 5.000€ in Tranchen zu beispielsweise 1.000€ + 1.500€ + 2.500€ aufgeteilt, um die Aktie in einer Korrektur gestaffelt zu kaufen.
Beispiel Linde Aktie im Tageschart

Beim Daytrading mittels CFD´s würde man etwa eine Gesamtposition von 1,0 Lot in fünf Einzelpositionen zu je 0,2 Lot aufteilen und diese dann gestaffelt im Markt platzieren.
Beispiel DAX Kassa CFD im Stundenchart

Das Grid-Trading lässt sich auch ausgezeichnet mit Indikatoren kombinieren. Eine gängige Variante ist es, über einen sogenannten Moving Average „Fächer“ in einen Markt gestaffelt einzusteigen. Dabei nutzt man mehrere Moving Averages und eröffnet dann jeweils eine neue Position, sobald der Kurs einen neuen Moving Average berührt.
Grid-Trading findet in der Regel dort Anwendung, wo sich der Markt nur schwer einschätzen lässt. Durch gestaffelte Einstiege besteht keine zwingende Notwendigkeit ein konkretes Setup abzuwarten, sondern man kann die jeweiligen Trades an relevanten Preisbereichen platzieren und sammelt die Positionen einfach ein.
Das Grid-Trading ist also eine Trading-Technik, in der durch gestaffelte Einstiege ein größerer Bereich für den Einstieg abgedeckt wird, um den Trade zu platzieren und nicht versucht wird eine konkrete Tradingmarke zu „treffen“.
Daraus ergeben sich selbstverständlich Vor- und Nachteile, die wir im Folgenden besprechen möchten.
Vor- und Nachteile von Grid-Trading
Wie bei jeder Trading-Technik, die zur Umsetzung der eigenen Handelsstrategie verwendet wird, so kommt es auch beim Grid-Trading auf die persönlichen Präferenzen und selbstverständlich auch auf die konkrete Handelsstrategie an. Die hier aufgeführten Vor- und Nachteile können daher speziell für dich auch ganz anders aussehen, oder ein hier aufgeführter Nachteil ist in deinem Fall und für deine Handelsstrategie unter Umständen sogar ein Vorteil.
1.Nachteil – Schlechteres Risikoprofil
Beginnen wir mit den Nachteilen, dann ist ganz klar der Risikoaspekt als Erstes zu nennen.
Im Verlustfall entsteht ein Verlust in der Regel mit der vollen Positionsgröße. Dem gegenüber steht im Gewinnfall ein möglicher kleinerer Gewinn, wenn beispielsweise nicht alle Positionen des Positionsgrids ausgeführt werden.
Daher ist die Technik des Grid-Tradings eher für Strategien geeignet, die entweder eine hohe Trefferquote haben oder die in Relation zum maximalen Verlust ein hohes Chance-Risiko-Verhältnis aufweisen.
2.Nachteil – Höhere Komplexität
Ein weiterer relevanter Nachteil im Grid-Trading ist die erhöhte Komplexität bei der Umsetzung dieser Trading-Technik, wenn wir uns hierbei nur auf das aktive Trading beziehen.
Je nach den im Handelsplan vorher festgelegten Managementregeln für das Verwalten der einzelnen Positionen, kann es schnell sehr unübersichtlich werden. Besonders wenn man im kurzfristigen Bereich unterwegs ist. Schnittkurse sowie Ziel- und Stoppmarken müssen mit jeder weiteren ausgeführten Einzelposition neu berechnet und eingegeben werden.
Zum Glück gibt es dafür bereits tolle Tools, wie die Erweiterungen für den MT4 und MT5, die von vielen Forex- und CFD-Brokern schon kostenlos angeboten werden. Ein starkes professionelles Tool ist der Stereotrader, dessen besonderes Feature das Grid-Trading ist.
Der Stereotrader ist sogar bereits bei einigen Brokern kostenlos in Verbindung mit einem Livekonto verfügbar.
Mehr Informationen zum Stereotrader erhältst du hier: MetaTrader–Erweiterung Stereotrader.
Das war es auch schon zu den wichtigsten Nachteilen beim Grid-Trading. Kommen wir nun zu den Vorteilen.
1.Vorteil – Hohe Flexibilität
Ein wichtiger Vorteil beim Grid-Trading ist die Flexibilität im Trademanagement. Durch die Verwendung von mehreren Einstiegen ist der Kreativität im Grunde keine Grenze gesetzt.
Zum Beispiel lassen sich die ausgeführten Einzelpositionen einzeln oder im Verbund von zwei oder mehreren Einzelpositionen verwalten. Je nach Handelsansatz lassen sich beispielsweise kleine Verlustpositionen mit kleinen Gewinnpositionen verrechnen. Schlechtere Einstiege lassen sich damit sehr einfach korrigieren. Gut platzierte Einzelpositionen kann man dann versuchen so weit wie möglich laufen zu lassen, oder man nutzt sie, um das Positionsgrid zu optimieren.
2. Vorteil – Weniger Trades verpassen
Der zweite große Vorteil vom Grid-Trading ist es, dass am Ende mehr Trades umgesetzt werden können. Ein Trade, den du sonst eventuell verpasst hättest, sei es durch einen zu konservativ gewählten Einstieg oder weil der Markt einfach anders als gedacht läuft, kannst du dann trotzdem umsetzen und sei es nur mit einer kleineren Gesamtpositionsgröße.
Über viele Trades ergeben sich damit viele Extragewinne, die ansonsten erst gar nicht zustande gekommen wären.
3. Vorteil – Weniger emotionaler Druck
Unser dritter Vorteil, den wir hier unbedingt mit aufführen möchten, ist ein bedeutungsvoller Aspekt, den wir aus eigener Erfahrung sehr zu schätzen wissen.
Ein wichtiger Bestandteil erfolgreichen Tradings ist der richtige Umgang mit den eigenen Emotionen. Besonders am Anfang ist dies eine sehr große Hürde, die sich nur mit Übung und wachsender Erfahrung überwinden lässt.
Mittels der Technik Grid-Trading lassen sich beispielsweise am Anfang typische Zweifel an der eigenen Vorgehensweise stark vermindern. Unsicherheiten in Bezug auf die Definition geeigneter Einstiege oder bei der Verwaltung der einzelnen Trades sind dann kein so großes Thema mehr.
Natürlich lassen sich noch weitere Vor- und Nachteile zum Grid-Trading finden.
Hast du bereits Erfahrung mit dem Grid-Trading und fallen dir noch wichtige Punkte dazu ein? Dann schreibe uns einen Kommentar am Ende dieses Artikels.
Eine einfache Grid-Trading Strategie
Nun kommen wir zu einer Grid-Trading Strategie, die recht einfach verständlich ist. Wir haben dazu Florian Kasischke, Vollzeittrader und erfahren im Grid-Trading, gebeten eine seiner Grid-Trading Strategien hier vorzustellen.
Bitte beachte, dass wir hier keine Anlageempfehlung geben! Die Vorstellung dieser sehr einfachen Grid-Trading Strategie dient lediglich zur Inspiration. Wir können nicht beurteilen, ob der hier vorgestellte Ansatz zu deiner persönlichen Erfahrung und Risikoneigung passt.
Die Index-Train Strategie von Florian Kasischke – Gastbeitrag
Das Grid-Trading ist seit Jahren ein fester Bestandteil meines Tradings und ich freue mich hier diese im Verhältnis sehr einfache Grid-Trading Strategie vorstellen zu dürfen. Leider kann ich hier nicht jeden einzelnen Aspekt in der Tiefe beschreiben, da dies zu umfangreich wäre. Auf meinem YouTube-Kanal findest du jedoch regelmäßige Updates zum aktuellen Stand dieser Grid-Trading Strategie.
Die Index-Train Strategie, die ich selbst im SP500 CFD umsetze, entstammt dem Investment und ist in der Basis eine klassische Investment-Strategie. Ich habe sie für die Umsetzung mittels CFD´s abgewandelt und optimiert. Ziel ist es damit, im Jahr mehrere Trade-Abschlüsse zu erzielen, um regelmäßig Gewinne zu erzielen.
Die Index-Train Strategie ist von mir jedoch nur als Beimischung gedacht und ich setze sie auch nur als ebenso eine Beimischung zu meiner Hauptstrategie um.
Strategiebeschreibung
a) Um Einstiegspunkte und ein einfaches Trademanagement definieren zu können, wird der Bewegungshandel unter Berücksichtigung von Innenstäben verwendet. Siehe „Das große Buch der Markttechnik“ von Michael Voigt.
b) Um von dem statistischen Vorteil von langfristig steigenden Aktienindizes zu profitieren, wird auf Tagesbasis D1 gehandelt.
c) Die Eröffnung der ersten Position erfolgt unterhalb des Tiefs eines positiven Außenstabes.
d) Weitere Positionen werden gestaffelt prozentual mit leichter Martingale Folge darunter platziert. (Beispiel leichte Martingale Folge = 1, 2, 3, 4, …)
e) 100% sind das Allzeithoch aufgerundet zum nächsten vollen 100er. Beispiel SP500 Allzeithoch vom 04.01.2022 = 4817,63 Punkte = 4900 Punkte (100%).
f) Die prozentuale Staffelung erfolgt zunächst mit 1,5% bis drei Positionen eröffnet sind, dann mit 3% bis zwei weitere Positionen eröffnet sind, dann 4,5% bis wieder zwei weitere Positionen eröffnet sind, usw. Ab den ersten drei eröffneten Positionen wird stets nach jeweils zwei neuen Positionen die prozentuale Staffelung um 1,5% erhöht.
Aktuelles Trade-Beispiel im SP500:
Tief Außenstab vom 25.02.2022 bei 4232 Punkte / 1,5% von 4900 Punkte ATH gerundet 74 Punkte
Position 1 – 0,1 Lot bei 4232
Minus 1,5% = 74 Punkte
Position 2 – 0,2 Lot bei 4158
Minus 1,5% = 74 Punkte
Position 3 – 0,3 Lot bei 4084
Minus 3,0% = 148 Punkte
Position 4 – 0,4 Lot bei 3936
Minus 3,0% = 148 Punkte
Position 5 – 0,5 Lot bei 3788
Minus 4,5% = 222 Punkte
Usw.

Das Management der Positionen ist in insgesamt drei Managementvarianten unterteilt, die sich je nach der Anzahl der ausgeführten Positionen unterscheiden.
Managementvariante 1
Sind nur eine oder zwei Positionen offen, werden beide Positionen gemäß Bewegungshandel per Trailingstop verwaltet. Voraussetzung dafür ist ein positiver Außenstab, dessen Tief oberhalb des Einstiegs von Position 1 liegt.
Beispiel Variante 1

Managementvariante 2
Sind drei Positionen eröffnet, so wird die erste Position auf BE (Einstand inklusive Kosten) und die zweite Position auf dem Niveau von Position 1 beendet. Position 3 wird dann wie in der Variante 1 gemäß Bewegungshandel per Trailingstop verwaltet, erhält jedoch beim Beenden von Position 1 und 2 zunächst einen Stop auf BE. Fällt der Markt weiter, so wird Position 3 auf BE beendet. Unterhalb des lokalen Tiefs auf D1 beginnt dann die nächste Sequenz über ein neu platziertes Positionsgrid.
Beispiel Variante 2

Managementvariante 3
Ab der vierten eröffneten Position greift dann der Ausstieg B. Hier wird die Strecke zwischen Position 1 und der bis dahin untersten Position gemessen. Genau bei 50% erfolgt ein kompletter Ausstieg per Take Profit aller Positionen. Durch die leichte Martingale Folge entsteht hier Gewinn, trotz eines möglichen übergeordneten Trendwechsels.
Beispiel Variante 3

Wichtige Hinweise zur Grid-Trading Strategie „Index Train Strategie“
Diese Grid-Trading Strategie funktioniert ohne Stop Loss und es ist auch kein Ausstiegsszenario im Verlust vorgesehen! Analog zum Investment werden entsprechend der prozentualen Staffelung stets weitere Positionen aufgebaut und nach den drei Managementvarianten verwaltet.
Auf Grund der Ausweitung der Staffelung nach jeder zweiten neuen Position ist die maximale Anzahl an Positionen mathematisch begrenzt. Das maximale Risiko entspricht demnach einem 100% Kursverlust. Auch wenn dies statistisch in Indizes sehr unwahrscheinlich ist, sollte dies die Grundlage zur Positionsgrößen- und Risikoberechnung sein.
Grid-Trading mit der AlgoBox
Die AlgoBox von Algo-Camp hilft Ihnen dabei, mit der Grid-Strategie am Markt zu traden. Sie vereint Ihre Stärken als Trader mit den Vorteilen der Automatisierung.

Fazit
Das Grid-Trading ist eine sehr gute Trading-Technik, die sehr viel Flexibilität im Trading erlaubt. Wenn die Parameter des Handelsansatzes stimmen, dann lassen sich mittels Positionsgrids und dem entsprechenden Management sehr gute Trades umsetzen.
Die Tatsache, dass es beim Grid-Trading nicht zwingend darauf ankommt bestimmte Kursmarken genau zu treffen, hilft gerade zu Beginn des eigenen Tradings die Unsicherheit etwas zu reduzieren.
In diesem Artikel hast du erste wichtige Informationen erhalten und einen Einblick in eine funktionierende Handelsstrategie mittels Grid-Trading bekommen.
Weiterhin gute automatisierte Trades wünscht dir das Team von Algo-Camp.
David Warney ist neben der Tätigkeit als Geschäftsführer auch leidenschaftlicher Trader, Algo-Trader und Investor. Bereits im jungen Alter von 15 Jahren begann er seine Ausbildung in einer Berliner Vermögensverwaltung. Bereits seit 17 Jahren lebt er vom Trading und hat die Liebe zur Börse noch immer nicht verloren.
Tobias
Sehr toller Beitrag. Danke für eure Arbeit!
LG
Tobias