Das Algo-Trading hat bereits vor über 20 Jahren Einzug in den Börsenhandel gefunden. Ursprünglich ausschließlich den Big Playern vorbehalten, spielt das Algo-Trading auch bei privaten Investoren eine immer größere Rolle. Zu Recht!
In diesem Artikel möchten wir einmal die institutionelle Seite des Algo-Tradings beleuchten und dir zeigen, wie du als privater Investor das Algo-Trading für dich profitabel nutzen kannst.
Was ist Algo-Trading überhaupt?
Zunächst einmal müssen wir natürlich klären, was Algo-Trading überhaupt ist, damit auch der unerfahrene Leser direkt abgeholt wird.
Das Algo-Trading setzt sich zusammen aus den Wörtern „Algo“ und „Trading“. Algo ist dabei eine Abkürzung für Algorithmus. Gemeint ist damit die Verwendung von computergestützten Systemen, die auf Basis eines vorher erstellten Algorithmus bestimmte Abläufe durchführen.
Trading ist das englische Wort für Handel und gemeint ist hierbei speziell der Börsenhandel.
Algo-Trading ist somit nichts anderes als Börsenhandel mittels spezieller Programme. Diese Programme werden häufig zur Entscheidungsfindung, also zur reinen Unterstützung im Börsenhandel genutzt.
Die Technik hat sich jedoch so rasant entwickelt, dass auch voll automatische Handelssysteme eingesetzt werden. Diese „Algos“ oder „EA´s“ führen vollkommen automatisch Transaktionen durch, mit dem Ziel, ohne die menschliche Fehlerquelle bessere Ergebnisse zu erzielen.
Dass es natürlich auch sehr lukrativ ist, wenn ein Algo-Trading System rund um die Uhr unabhängig vom eigenen Tagesablauf an den Kapitalmärkten Aktionen durchführen kann, das dürfte wohl klar sein.
Gerade die Unabhängigkeit vom Menschen, sowohl als mögliche Fehlerquelle als auch als limitierenden Faktor auf Grund biologischer Einschränkungen, wie die Notwendigkeit von Schlaf, sind wohl der Hauptgrund dafür, dass sich das Algo-Trading die letzten Jahrzehnte parallel zur steigenden Computerleistung sehr schnell weiterentwickelt hat.
Die Big Player – Institutionelles Algo-Trading
Wie die meisten technischen Innovationen, so hat sich auch das Algo-Trading zuerst im professionellen Bereich entwickelt.
Zunächst wurde der Computer bzw. spezielle Computerprogramme von Banken und Hedgefonds dafür genutzt, um größere Transaktionen auszuführen. Die oft für den Markt zu große Einzelorder konnte mittels des Computerprogramms auf kleinere Brackets aufgeteilt und über ein vorher festgelegtes Schema im Markt aufgegeben werden.
Die Orderausführung ist die größte Herausforderung institutioneller Anleger allein auf Grund des sehr hohen Volumens, das sie im Markt platzieren müssen. Das Algo-Trading in der Urform ermöglichte es ihnen ihre Order bestmöglich im Markt unterbringen zu können, ohne diesen zu sehr zu beeinflussen.
Diese sogenannten Kommissionsorders werden im Auftrag von institutionellen Anlegern an eine ausführende Stelle weitergegeben, die diese Order dann bestmöglich ausführen soll. Ziel ist es dabei den Schnittkurs der gesamten Order so günstig wie möglich zu bekommen. Wer seine Arbeit hier besonders gut macht, wird auch weiterhin für die Orderausführung beauftragt.
Das Algo-Trading bot hier einen immensen Wettbewerbsvorteil und schnell hat sich die Orderausführung mittels Algo-Trading etabliert und weiterentwickelt.
Institutioneller Hochfrenquenzhandel HFT mit Algo-Trading Systemen
Die computergestützte Orderausführung war allerdings nur der Anfang. Inzwischen handeln überwiegend Algo-Trading Systeme im institutionellen Bereich und der diskretionäre Handel findet bis auf wenige Ausnahmen nur noch im privaten Bereich statt.
Ein sehr wichtig gewordener Bereich des institutionellen Algo-Tradings ist der Hochfrequenzhandel.
Hier werden mittels hochleistungsfähigen Algo-Trading Systemen teilweise zehntausende Transaktionen binnen kürzester Zeit durchgeführt. Solche Systeme werden unter anderem zu wichtigen Newsereignissen aktiv, wie wir sie aus dem Wirtschaftskalender kennen.
Diese scannen dann solche Meldungen auf bestimmte Schlagwörter oder Daten, um dann im Millisekundenbereich aktiv zu werden. Dabei geht es dann nur um wenige Punkte oder sogar nur um Bruchteile davon, um hier über sehr viele einzelne Transaktionen Gewinne zu erzielen. Hier gilt, wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Wer hier gewinnen will, muss schnell sein. Der Hochfrequenzhandel mittels Algo-Trading ist so lukrativ, dass es sich sogar lohnt Serverräume direkt neben den elektronischen Börsen zu errichten (Co-Location), um die Latenz auf ein physikalisch mögliches Minimum zu reduzieren.
Der Hochfrequenzhandel HFT, der ausschließlich durch Algo-Trading Systemen möglich ist, spielt heutzutage eine bedeutungsvolle Rolle.
So sorgen die Hochfrequenzhändler zum Beispiel auch dafür, dass immer ausreichend Liquidität in einem Markt vorhanden ist und somit überhaupt erst möglich gemacht wird hier profitabel zu traden. Diese Algo-Trading Systeme stellen kontinuierlich Kauf- und Verkaufsorder in den Markt und vergrößern damit die sogenannte Markttiefe, die im Futurestrading auch Level II genannt wird.
Aber auch hier gibt es eine negative Seite. Somit wird dem Hochfrequenzhandel mittels Algo-Trading Systemen eine Erhöhung der Volatilität (Schwankungsbreite) zugeschrieben und auch einige wilde Kursbewegungen sollen in der Vergangenheit von solchen Algo-Trading-Systemen ausgelöst worden sein. Abschließend belegen ließ sich dies jedoch bisher nicht.
Algo-Trading – Die Chance für private Investoren
Das Algo-Trading ist zum Glück nicht mehr nur den institutionellen Anlegern vorbehalten und somit gibt es auch für private Anleger ein großes Angebot an Algo-Trading Systemen. Allerdings ist hier große Vorsicht geboten! Dazu aber gleich mehr.
Algo-Trading für private Anleger
Zunächst möchten wir einmal klären, wie private Anleger überhaupt das Algo-Trading nutzen können.
Leider ist hier die Möglichkeit sehr eingeschränkt und der momentan einzig sinnvolle Weg Algo-Trading Systeme als privater Anleger selbst nutzen zu können, ist über die Handelssoftware MetaTrader, die hauptsächlich für den Handel von Forex und CFD´s entwickelt wurde.
Es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten Algo-Trading Systeme zu nutzen, doch hat sich der MetaTrader durch die hervorragende Zugänglichkeit für Programmierer klar etabliert. Der MetaTrader bietet die Möglichkeit mittels eines eigenen Editors und der entsprechenden Programmiersprache MQL eigenständig sogenannte Expert Advisor zu programmieren und diese dann sehr einfach in den MetaTrader zu integrieren.
Zum Thema Expert Advisor programmieren haben wir bereits einen ausführlichen Artikel geschrieben: Handelssystem programmieren: So solltest du es machen! (6 Schritte)
Somit ist bereits klar, dass das Angebot an Expert Advisor hier riesig ist. Das bringt dann das Problem der richtigen Auswahl mit sich, um hier nicht sogar schädliche Systeme ins Portfolio aufzunehmen.
Vorsicht vor günstigen Expert Advisor!
Als Profi für die Erstellung von Algo-Trading Systemen, die schon seit vielen Jahren erfolgreich am Markt aktiv sind, möchten wir hier eine klare Warnung aussprechen!
Leider gibt es aufgrund der einfachen Zugänglichkeit zur Programmierung von Expert Advisor auch sehr viele schlechte Systeme, die zwar auf den ersten Blick vielversprechend aussehen, am Ende jedoch für den Nutzer extrem schädlich sind.
Eigentlich wollen wir es gar nicht, müssen es aber einfach erwähnen. Der größte Marktplatz für solche EA´s, die Algo-Trading ermöglichen, ist die Webseite von MQL. Hier kann man sich teilweise sogar kostenlos EA´s herunterladen und diese dann nutzen. Viele EA´s sind einfach nur nützliche oder weniger nützliche Tools für den MetaTrader, doch können damit auch Algo-Trading Systeme programmiert werden.
Sei dir bitte bewusst, dass hinter diesen Systemen meistens nur eine Person steht, die sich das Programmieren vermutlich selbst beigebracht hat und über solche Plattformen sehr einfache Algo-Trading Systeme anbietet.
Die Arbeit eines auf die Erstellung von Algo-Trading Systemen spezialisierten Unternehmens, das ein ganzes Team von Programmierern und Anlageprofis zur Verfügung hat, ist von einer Einzelperson kaum in der Qualität zu leisten.
Letzten Endes entscheidet jedoch jeder selbst, doch gerade bei der Geldanlage sollte nicht am falschen Ende gespart werden.
Das richtige Algo-Trading System finden
Gute Algo-Trading Systeme basieren zunächst auf einem fundierten Fachwissen und einer großen Erfahrung im Börsenhandel. Die Strategien eines Experten werden dann in Zusammenarbeit mit einem professionellen Team von Programmierern in eine sinnvolle und vom Computer lesbare Logik gebracht und abschließend in ein Algo-Trading System programmiert.
Damit ist die Arbeit allerdings noch nicht getan, denn nun beginnt eine lange Testphase. Zunächst muss sich das Algo-Trading System in einem sogenannten Backtest beweisen. Hier wird auf Basis historischer Kurskursdaten, im Idealfall über mehr als 10 Jahre, getestet wie das Algo-Trading System bisher performt hätte.
Hier wird nun weiter optimiert, bis das Ergebnis perfekt ist. Danach erfolgt dann der Test im Demohandel mit Livedaten über mehrere Wochen oder Monate, je nachdem wie viele Trades vom Algo-Trading System durchschnittlich umgesetzt werden. Dabei wird geschaut ob innerhalb der Testperiode das Algo-Trading System ähnlich abschließt wie der durchschnittliche Erwartungswert, der über den Backtest ermittelt wurde.
Läuft auch hier alles reibungslos, dann kann das Algo-Trading System mit Echtgeld betrieben werden.
Bei einem guten und seriösen Algo-Trading System sind stets die Daten aus dem Backtest mit allen relevanten Kennzahlen, wie Start-Kontogröße, maximaler Drawdown, die Equitykurve, Positionsgrößen, größter Gewinn und größter Verlust, Profitfaktor und noch mehr wichtige und weniger wichtige Daten veröffentlicht.
Zusätzlich lässt sich bei einem guten Algo-Trading System die Entwicklung live mitverfolgen. Wir veröffentlichen zum Beispiel zu unseren Algo-Trading-Systemen das Monatsergebnis aus unseren jeweiligen Referenzkonten.
Mehr Informationen zu unseren Algo-Trading-Systemen erhältst du hier: Automatische Handelssysteme von Algo-Camp
Generell ist es wichtig, sich nicht nur von den Zahlen blenden zu lassen. Natürlich ist die Rendite, die ein Algo-Trading System erzielen kann, fast die wichtigste Größe, doch sind die Transparenz und die Erreichbarkeit des Anbieters mindestens genauso wichtig.
Folgende Fragen solltest du für die richtige Auswahl eines Algo-Trading Systems zufriedenstellend beantworten können:
- Ist der Anbieter allein oder handelt es sich um ein Unternehmen?
- Ist der Anbieter erreichbar und hat einen deutschsprachigen oder zumindest englischsprachigen Support?
- Werden die Algo-Trading Systeme weiter optimiert und sind Updates verfügbar?
- Wie transparent ist der Einblick in die Algo-Trading-Systeme?
Du merkst schon, dass sich die Wahl für einen guten und seriösen Anbieter von Algo-Trading Systemen bei der korrekten Beantwortung dieser Fragen schon stark einschränkt.
Hast du jedoch ein geeignetes Algo-Trading System gefunden, dann geht es nun darum dies auch richtig einzusetzen.
Algo-Trading System profitabel einsetzen
Zunächst einmal musst du dir darüber klar sein, dass es auch bei Algo-Trading Systemen Phasen gibt, in denen sie schlechter performen. Dies kann unter anderem der Fall sein, wenn sich die Marktphase gerade geändert hat und eine normale Drawdownphase für das Algo-Trading System beginnt. Es kann daher immer passieren, dass du ungünstig mit einem System startest.
Der wichtigste Faktor für den profitablen Einsatz von Algo-Trading Systemen ist Zeit.
Wir wissen, dass es einen in den Fingern juckt und man das System am liebsten sofort mit 100% laufen lassen möchte. Das ist aber definitiv der falsche Weg!
Bist du dir noch unsicher mit dem Algo-Trading System deiner Wahl, dann gönn dir zunächst eine Testphase von 4 bis 12 Wochen in dem du das Algo-Trading System im Demo testest. Ist alles in Ordnung, dann kannst du es mit Echtgeld laufen lassen.
Um eine höhere Chance auf einen besseren Start zu haben, empfehlen wir dir zunächst einen Drawdown im Algo-Trading System abzuwarten.
Wie oben beschrieben, geben gute und seriöse Anbieter von Algo-Trading Systemen transparente Einblicke in die Kennzahlen und in die historische Performance. Somit sollte dir bekannt sein, wie eine typische Drawdownphase aussieht. Dauert diese Phase im Schnitt 4 Wochen, dann kannst du das Algo-Trading System zum Beispiel nach einer Drawdownphase von 2-4 Wochen aktivieren. Damit hast du die Chance vom Start weg entweder weniger Kontorückgang zu erleiden, oder mit Glück kommst du direkt in die Gewinnzone und baust Kapitalpuffer auf.
Kapitalpuffer ist hier auch das Stichwort.
Ziel ist es langsam zu beginnen und zunächst Kapitalpuffer aufzubauen. Wir empfehlen daher mit einer kleinen Skalierung zu starten und erst bei einer Bruttorendite von 10-20%, oder noch besser in Höhe des durchschnittlichen Drawdowns, die nächste Skalierungsstufe vorzunehmen.
Diesen Vorgang kannst du dann so lange wiederholen, bis du die maximal sinnvolle Skalierung für dein Konto erreicht hast, oder so weit wie es zu deinem persönlichen Risikoprofil passt.
Mit diesem Vorgehen hast du zwar eine längere Anlaufphase, doch wie bereits erwähnt, solltest du langfristig denken und dir Zeit lassen. Wenn du auf schnellen Profit aus bist und auf riesige Gewinne in kurzer Zeit hoffst, dann bist du im Trading definitiv verkehrt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wahl des richtigen Brokers. Finde heraus bei welchem Broker dein Anbieter für das Algo-Trading System die Tests durchführt und wechsle gegebenenfalls zu diesem Broker. Somit hast du das beste Ergebnis und erleidest keine signifikanten Abweichungen, wenn dein bisheriger Broker für den jeweiligen Markt beispielsweise schlechtere Handelskonditionen anbietet. Das kann auf Dauer schon einen großen Unterschied ausmachen.
Auch wenn das Algo-Trading System für dich die Arbeit macht, bleibst du als Mensch trotzdem der Entscheider. Ein smartes Vorgehen in der Anfangsphase hilft dir dabei, das Algo-Trading System auch in schwierigen Phasen laufen zu lassen, sofern es der einsehbaren Erwartung entspricht, natürlich. Außerdem ist es doch viel angenehmer einen soliden Start zu haben, oder?
Mit diesen Informationen bist du nun bestens für den Start in das Algo-Trading vorbereitet. Hast du noch Fragen, dann schreibe sie uns einfach unten die Kommentare.
Erfolgreiche automatisierte Trades wünscht dir das Team von Algo-Camp!
David Warney ist neben der Tätigkeit als Geschäftsführer auch leidenschaftlicher Trader, Algo-Trader und Investor. Bereits im jungen Alter von 15 Jahren begann er seine Ausbildung in einer Berliner Vermögensverwaltung. Bereits seit 17 Jahren lebt er vom Trading und hat die Liebe zur Börse noch immer nicht verloren.